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Jung das Alter(n) selbst erleben

Das Szenario: Die Pflegeausbildung an der Pflegeschule Eichstätt der Hans-Weinberger-Akademie im zweiten Ausbildungsjahr. Im Klassenzimmer Schüler mit seltsamen Manschetten an Armen und Beinen, „Skibrillen“ und Kopfhörern am Kopf. Im Unterricht geht es um die Versorgung von Menschen mit typischen Alterserkrankungen wie Morbus Parkinson oder Schlaganfall.

Menschen mit diesen Erkrankungen leiden sehr häufig unter starken chronischen Bewegungs- und Wahrnehmungseinschränkungen. Die Schüler lernen an der Schule alles über die Krankheitsbilder und die beste Versorgung der Patienten. Aber Theorie bleibt eben nur Theorie. Wie fühlen sich die Handicaps, unter denen die Betroffenen leiden, an? Um den Auszubildenden die Möglichkeit zu geben, sich wirklich in die Situation ihrer Patienten hineinversetzen zu können, wird im Unterricht ein sogenannter „Alterssimulationsanzug“ eingesetzt. Dazu gehören eine Brille, die das Sehfeld einschränkt, ein Gehörschutz, der Schwerhörigkeit simuliert und Handschuhe, die das Greifen schwierig machen. Weiterhin gibt es spezielle Gewichtsmanschetten und Gelenksbandagen, die die Beweglichkeit am ganzen Körper realistisch einschränken.

Die Schüler erfahren es am eigenen Körper: Plötzlich nur noch schlecht sehen und kaum hören können. Bewegungen nur noch ganz langsam und unter großer Anstrengung durchführen können. Eine Treppe, die auf einmal genauso zur Herausforderung wird wie das Aufstehen aus dem Bett oder das Besteck, das sich auf einmal nur noch schwer greifen lässt.

 „Das ist nochmal eine ganz andere und vor allem wichtige Erfahrung“, sagt Norbert Miklitza von der Pflegeschule in Eichstätt. Auch Schüler Peter Odinwe erlebte die „Spontanalterung“. „Jetzt kann man sich wirklich vorstellen, wie sich unsere Patienten teilweise fühlen. Am schwierigsten fand ich aber, nicht mehr zu verstehen, worüber sich die Anderen unterhalten. Man kommt sich sofort ausgegrenzt vor.“

Alter als Schreckensszenario? „Auf keinen Fall“, stellt der Pflegelehrer nochmal klar. „Es geht nicht darum, Angst vor dem Alter zu bekommen, denn die medizinische Versorgung von altersbedingten Erkrankungen wird immer besser.“ Vielmehr ist es die Aufgabe der Pflegeschulen, die bestmögliche Ausbildung künftiger Fachkräfte zu gewährleisten. Und wer selbst erlebt, wie sich ein Erkrankter fühlt, wird mehr Verständnis aufbringen und kann seine pflegerischen Leistungen besser auf den Patienten abstimmen. Alle Komponenten des Anzuges sind einfach zu reinigen und zu desinfizieren, sodass dieser immer hygienisch einwandfrei einsetzbar ist.