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Jewels Kampf für Freiheit und Selbstbestimmung

Jewel Frances Chelengat ist eine starke Frau. Jewel ist eine mutige Frau. Und sie gibt nie auf! Die 39jährige Uganderin kam vor 6 Jahren in Deutschland an. In diesem Jahr schließt sie ihre dreijährige Ausbildung zur Altenpflegerin ab. Hinter ihr liegt ein schmerzvoller und steiniger Weg.

Persönliche und politische Gründe zwangen sie zur Flucht, hätte sie das Land nicht überstürzt verlassen, wäre sie heute vermutlich nicht mehr am Leben. Gewalt, Folter, Polizeiwillkür: Nichts konnte Chelengat davon abgehalten, an ihrem Traum von Freiheit und Selbstbestimmung festzuhalten. „Niemand verlässt freiwillig seine Heimat, wenn er nicht muss“, ist Chelengat überzeugt. Bei ihr ging es um Leben und Tod. In einer Nacht- und Nebelaktion floh sie mit zweien ihrer vier Töchter über viele Um- und Irrwege nach Deutschland – und fiel dann erst einmal in ein tiefes Loch. Musste sie doch zwei ihrer Kinder zurücklassen – zum Glück in guten Händen – und die Traumata ihrer Verfolgung und Flucht verarbeiten. Verzweifelt, erschöpft und hilflos in einem neuen Land fand sie dann vielfältige Unterstützung bei Hilfsorganisationen, die ihr wieder neuen Lebensmut gaben. „Ich hatte Glück: Ich fand wunderbare Menschen, die an mich glaubten und mich unterstützen“, so Chelengat. Eine dieser Anlaufstationen war Donna Mobile, eine Initiative, die sich für die gesundheitliche Versorgung und berufliche Qualifizierung von Migrantinnen einsetzt. Über eine Einstiegsqualifizierung fand die vierfache Mutter den Weg in die Hans-Weinberger-Akademie der AWO (HWA)und absolvierte dort einen Grundkurs in Altenpflege. „Ich wollte unbedingt eine Ausbildung machen“, berichtet die angehend Altenpflegerin. In Kampala, Ugandas Hauptstadt, hielt sich die Kämpfernatur mit dem Verkauf von Kleidung über Wasser und sicherte so den bescheidenen Lebensunterhalt ihrer Familie. Ein Ausbildung absolvieren, einen richtigen Beruf haben, davon träumte Chelengat. „Dazu musste und wollte ich die Sprache lernen, denn Sprache ist das Tor zu einer Gesellschaft“. Auch wenn ihr die deutsche Mentalität anfangs sehr fremd war, schätze sie heute  doch die Zuverlässigkeit und den Fleiß der Deutschen. Bei der HWA erkannten Schulleiterin Susanne Gerber und Lehrkraft Elisabeth Eichinger sofort das Potential von Jewel Chelengat und ermunterten sie zur einjährigen Ausbildung zur Pflegefachhelferin. „Wir haben viele Menschen mit Migrationshintergrund, die bei uns eine Ausbildung machen und sehr engagiert sind. Jewel stach aber von Anfang an durch ihren Fleiß und ihren Lernwillen heraus. Wir wussten: Sie wird es noch weit bringen“, erinnert sich Gerber. Und sollte damit Recht behalten. Wie erwartet schloss Chelengat erfolgreich ab und wechselte gleich in die dreijährige Ausbildung, die sie nun Ende des Schuljahres abschließen wird.  Der Arbeitsplatz ist ihr auch schon sicher: Im Haus Alt-Lehel, einer Altenpflegeeinrichtung des Bayerischen Roten Kreuzes, fand Chelengat seit ihrer Zeit bei Donna Mobile eine berufliche Heimat und viel mehr. „Ich möchte etwas von der Hilfe, die ich hier erfahren habe, zurückgeben. Und wenn ich Hilfsbedürftigkeit der alten Menschen sehe, bin ich froh, wenn ich helfen kann. Es ist wundervoll, mit diesen Menschen arbeiten zu dürfen“. Chelengat überzeugt auch in ihrer Ausbildungseinrichtung. Ab September wird sie dort als Pflegefachkraft übernommen. Aneta Gerritz, Einrichtungsleitung des BRK-Hauses Alt-Lehel, weiß warum. „Jewel ist ein Mensch, der mit dem Herzen pflegt. Wir haben sie gerne auf ihrem Weg gerne unterstützt“, so Gerritz. Sie sei sehr gut für den Pflegeberuf geeignet und stellt eine Bereicherung für das Team dar. Nach der Ausbildung ist der Arbeitsplatz schon sicher.
Besonders stolz ist die Uganderin, dass sie seit knapp einem Jahr nicht mehr auf staatliche Hilfe angewiesen ist und sich und ihre Töchter versorgen kann. Beide Mädchen befinden sich in Ausbildung  zur Erzieherin und zur Hotelfachfrau. Chelengat spricht voller Stolz von ihren Töchtern, deren beruflicher Weg maßgeblich von ihrer starken Mutter geprägt ist. Wer in ein neues Land komme, müsse sich integrieren, daran führe kein Weg vorbei. „Deutschland hat uns so viel geholfen. Auch wenn es oft sehr schwer war. Sich mit der Bürokratie und der fremden Mentalität auseinanderzusetzen, ist nicht einfach. Alle Migranten müssen aber verstehen, dass ein Land wissen muss, wer da kommt und welchen Beitrag der Einzelne leisten kann,“ ist Chelengats Credo. Und das gibt sie bereits an andere Migrantinnen weiter. Ihr Weg ist noch nicht zu Ende. Nach ihrer Prüfung im Juni möchte sie erst einmal ein wenig zur Ruhe kommen, aber ihre Augen blitzen, wenn sie von ihren weiteren beruflichen Plänen spricht. Juwel Frances Chelengat, diese beeindruckende, starke und gefühlvolle Frau, wird ihren Weg gehen. Sie ist eine Bereicherung für Deutschland.