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Neuigkeiten und interessante Informationen aus der Hans-Weinberger-Akademie
Wichtiges Forschungsprojekt nach drei Jahren erfolgreich beendet
Das Ziel des Projektes war es, innovative Konzepte für gesundheitsfördernde und gewaltfreie Arbeitsbedingungen für Mitarbeitende und gesundheitsfördernde und gewaltfreie Lebensbedingungen für Bewohnerinnen und Bewohner zu entwickeln, zu implementieren und die Wirksamkeit zu evaluieren.
„Am Anfang stand die Überwindung von Sprachlosigkeit aus erlebter Hilflosigkeit in Überlastungs- und Dilemma-Situationen“, berichtete Dr. Claus Heislbetz von der Hans-Weinberger-Akademie (HWA), einer der drei Projektpartner. Für das Thema Gewalt mit all seinen Facetten bestand bei den Mitarbeiter*innen in den Einrichtungen bereits eine hohe Sensibilität. Damit verbunden sei eine enorme emotionale Last, warum aus gutem Grund die Gesundheitsförderung eine tragende Rolle im Projekt spielte. Der ganz wesentliche Erfolgsfaktor im Projekt sei daher die Überwindung der Sprachlosigkeit gewesen, gemeinsam Gewalt mit ihren vielen Gesichtern zu thematisieren und nach Auswegen zu suchen.
Es schlossen sich die AGP Sozialforschung an der Evangelischen Hochschule Freiburg, die Hans-Weinberger-Akademie und die Hochschule München zusammen und hoben 2020 das Projekt aus der Taufe. Das Design der Personal- und Organisationsentwicklung, fiel aufgrund der jahrelangen Expertise in die Zuständigkeit der HWA.
Ein insgesamt 12-köpfiges Team aus Wissenschaftler*innen und Prozessbegleiter*innen stand den Einrichtungen der stationären Langzeitpflege beratend und begleitend zur Seite. So konnten etwa Seminare und Trainings individuell gewählt und angefordert und der aktuellen Entwicklungsphase angepasst werden. Besonders sichtbar wurden Schwachstellen mit dem Ausbruch der Covid-Pandemie. Neue Hygieneanforderungen, Maskenschutz und Isolation steigerten die Arbeits- und Stressbelastung, die vom Personal aufgefangen werden mussten, während Angehörige zeitweise keinen oder nur eingeschränkten Zutritt zu Pflegeeinrichtungen hatten.
„Wir fanden es immer irgendwie normal, dass unsere demenziell erkrankten Bewohner*innen auch mal zuschlagen, aber während der Pandemie wurde das noch dramatischer“, berichtet eine Projektteilnehmerin. Dass und wie sich das auf das Arbeitsklima und Wohlbefinden der Mitarbeitenden, vom Reinigungspersonal bis zur Pflegekraft, auswirke, sei dem Team nie so bewusst gewesen. Das Bewusstsein für ein anderes Gewaltverständnis sei der erste und wichtigste Schritt zu einem anderen und besseren Miteinander, einer offeneren Kommunikation gewesen. „Nur wem klar wird, dass das kein persönliches Versagen ist, kann unverhüllt darüber reden“, so die Pflegedienstleitung.
35 beteiligte Pflegeinrichtungen aus ganz Bayern präsentierten ihre Arbeitsergebnisse und tauschten sich mit Kollegen und Kolleginnen anderer Häuser für ihre Erfahrungen aus. 35 Einrichtungen bedeuteten 35 unterschiedliche Wege. Durch die intensive und professionelle Begleitung konnten die Einrichtungen den für sie passenden Weg gestalten. Diese Bandbreite an Unterstützungsangeboten stellte sich als einer der tragenden Säulen des Projektes heraus.
Jedes Pflegeheim fand seinen ureigenen Weg, sich mit dem Gewaltbegriff auseinander zu setzen und Lösungswege zu finden. Dass Gewaltprävention und Gesundheitsförderung unmittelbar zusammengehören, unterstreicht eine Heimleitung: „Wenn es uns gut geht (Anm. d. Red. den Mitarbeitenden), dann geht es auch den Bewohnern gut.“
„Der Ansatz muss systemisch erfolgen, damit aus Projekten alltägliches Handeln wird“, resümierte Christine Lehmacher-Dubberke vom Medizinischen Dienst Bayern. Zusammen mit Dr. Karin Schäfer vom BGW (Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege), Tobias Lechner von der Heimaufsicht, Simone Heimkreiter von der Freien Wohlfahrtspflege, Mona Frommelt von der Hans-Weinberger-Akademie und Dr. Katrin Markus von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen auf dem Podium, fanden die unterschiedlichen Blickwinkel Gehör. Mona Frommelt, Vorstandsvorsitzende der HWA, stellte heraus, wie wichtig eine Abkehr von der Defizitorientierung sei. Ihre Haltung, mit der Sie den Mitarbeiter*innen in der Pflege gegenübertrete, sei von einer grundsätzlichen Überzeugung geprägt, wonach diese stets das Beste für die ihnen anvertrauten Menschen bewirken wollen. Eine solchermaßen gelebte Haltung sieht sich auch als Erfolgsfaktor für die Vorgehen in dem abgeschlossenen Projekt.
Mach vor – mach nach – mach mit: Diesen Leitspruch einer Pflegekraft könnte auch charakteristisch für das weitere Gelingen des Projektes stehen. Eine Ausweitung der erfolgreichen Arbeit auf andere Bundesländer ist geplant. Gespräche mit Trägern, Kassen und politisch Verantwortlichen in anderen Bundesländer sind bereits angelaufen.
Mehr Infos finden Sie unter Pflege in Bayern - gesund und gewaltfrei.
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