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Neuigkeiten und interessante Informationen aus der Hans-Weinberger-Akademie

„Wir begegnen Menschen aus anderen Kulturen“

Ein Erfahrungsbericht von Helga Dörr-Brücher
„Am 26.07.2016 hatten wir mal eine ganz andere Unterrichtsstunde. Die Klasse VZ 15 b bekam Besuch aus der Staatlichen Berufsschule I, Aschaffenburg von der Klasse des BIJ und BIJ-V. Das ist eine Schulklasse, in der berufsschulpflichtige Asylbewerber und Flüchtlinge in einem ganztägigen Schulangebot an einem intensiver Spracherwerb und der Deutschförderung als Schlüsselqualifikation zur Teilhabe am Erwerbsleben teilnehmen. Schwerpunktinhalte des BIJ/V sind die  Vermittlung mathematischer und allgemeinbildender Inhalte und die sozialpädagogische Unterstützung der Jugendlichen. Die Klasse wurde von zwei Lehrerinnen begleitet.
Schon beim Kennenlernen im Freien konnten sich alle Schüler/-innen sehr gut öffnen und sprachen über Wünsche und Träume. Ein Schüler aus der BiJ Klasse teilte mit, dass er gerne singt und nach ein paar kurzen Anschüben der Mitschüler sang er uns ein wunderschönes Lied in seiner Muttersprache. Spätestens jetzt waren alle Unsicherheiten und Ängste gebrochen und wir konnten uns aufmachen auf den Weg in unser Klassenzimmer, auf dem wir dann auch gleich die Räumlichkeiten der Schule hier in der HWA Aschaffenburg zeigen konnten.
Im Klassenzimmer hatten die Schüler/-innen vier Thementische vorbereitet. Nach der Methode des sog. „World Café“ (Anm. der Reaktion: Gedankensammlung im rotierenden System) kamen die gemischten Schülergruppen zu einem sehr wertvollen Austausch über die Themenfelder:
• Was bedeutet alt sein in Ihrer/Eurer Kultur?
• Wie leben alte Menschen in Syrien, Äthiopien, Afghanistan, Deutschland, Polen, Amerika?
• Was ist betreffend der Versorgung Alter und Kranker gut in dem jeweiligen Land – was müsste verbessert werden?
• Gibt es den Beruf der Altenpflegerin? Gibt es eine Ausbildung oder Studium?

Die Gespräche waren ganz intensiv. Die Sprachbarriere konnte gut überwunden werden und stellenweise konnten die Schüler/-innen sich auch in Englisch austauschen, was wiederum für die Schüler/-innen der HWA eine Herausforderung darstellte. Gedanken und spontane Aussagen konnten die Schüler/-innen auf die Papiertischdecken schreiben. So wie in einem Café üblich, konnten sich Gäste und Gastgeber an einem kleinen bunten Buffet aus deutschem Hefezopf, syrischem Zitronenkuchen, äthiopischer Injera mit Schafskäsedip und einem Obatzter Käse-Dip bedienen. Kaffee und syrischer Anis Tee standen als Getränk zur Verfügung.
Die Schüler/-innen der HWA stellten die Berufsbilder in der Pflege dar, dessen Inhalte sie sehr anschaulich auf Plakaten dargestellt hatten. Ein  Schüler konnte  Mut machen „durchzuhalten“ und sprach über seinen Integrationsweg. Er selbst kam vor Jahren über Umwege aus Afghanistan nach Deutschland und sprach eindrucksvoll über seine „Stolpersteine“. Zum Schluss betonte er authentisch, seinen Platz in der Altenpflege gefunden und sein Leben wieder auf ein sicheres Fundament gestellt zu haben.
Zum Schluss konnte die Schulleitung Dagmar Fleckenstein noch Informationen möglichen Praktika und die an der HWA geben.
Besonders schön war die Tatsache, dass zum Ende einige Schüler/-innen Telefonnummern austauschten und vielleicht so einige Freundschaften  gebildet werden können.
Die Schüler/-innen als auch die Lehrer beider Klassen fanden den Tag  und den Austausch als sehr wertvoll und gelungen. Ein kostbarer Beitrag die Sichtweisen der unterschiedlichen Kulturen kennen und auch schätzen zu lernen.“

Auszüge des "World Cafes"

Alt sein sieht in den unterschiedlichen Ländern ganz unterschiedlich aus. So sind auch in den Ländern Syrien, Madagaskar, Afghanistan, Äthiopien alte Menschen viel alleine, die Versorgung nicht sicher organisiert. Es gibt zwar den Familienverbund dennoch sind viele Jüngere nicht mehr in den Dörfern oder Städten. In den größeren Städten gibt es auch Unterkünfte für alte Menschen. Die Pflege als Beruf gibt es so nicht. Es gibt Kurse die sich mit der Versorgung beschäftigen. An diesen nehmen bevorzugt  Frauen teil. Männer sind so gut wie gar nicht in der Pflege zu finden. Als Studiengang oder Ausbildung gibt es in fast allen benannten Ländern nur die Ausbildung im Bereich der Krankenpflege und Medizin.