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„Dort teilzunehmen war ein großer Traum von mir“

Das Siegerbild der deutschen Downhill Meisterschaft 2020 mit Nico Lamm auf dem 3. Platz

Downhillfahren ist nun wirklich kein Sport für jedermann. Für Nico Lamm, der derzeit seine Ausbildung zum Physiotherapeut an unserer Berufsfachschule in Aschaffenburg absolviert, ist es aber das schönste Hobby der Welt. Einmal mit den Profis fahren, das passiert auch einem sehr ambitionierten Hobbysportler nicht alle Tage. Ermöglicht wurde die Teilnahme durch den 3. Platz bei den deutschen Downhill Meisterhaften, bei der er spontan vom Bundestrainer ins WM-Team nominiert wurde. „Somit hatte ich die Chance meine ersten Downhill Weltmeisterschaften zu fahren und im Nationaltrikot für Deutschland zu starten“, erzählt Lamm voller Stolz.

Hier erzählt euch Nico von seiner aufregenden Zeit bei der WM:

„In der Zeit vom 7.-11. Oktober 2020 fand die Downhill, Cross-Country und E-Bike WM in Leogang (Österreich) statt. Die Vorbereitung auf dieses besondere Event begann für mich schon am Montagmorgen. Der erste Stopp meiner Reise war in Sasbachwalden. Dort war ich mit einem Kollegen in seinem Bikeshop verabredet um die letzten Vorbereitungen an meinem Bike zu treffen. Außerdem wollten wir meinem Bike einen neuen Look verpassen, da dies Tradition bei der Weltmeisterschaft ist. Nach 9 Stunden schrauben, fetten und folieren waren wir fertig. Die Tatsache, dass plötzlich sämtliche Vorbilder (die ich bisher nur aus dem Internet oder Fernsehen kannte) vor mir vorbeifuhren, machte die Sache auch nicht leichter. Dennoch freute ich mich auf die kommenden Tage. Am Mittwoch war der erste offizielle Tag der Downhill WM. Gegen Mittag stand der Trackwalk (Streckenbesichtigung) an. Schon beim Ablaufen wurde klar, dass die Strecke sehr technisch abgesteckt war und vor allem die neue Waldsektion im unteren Drittel der Strecke bei den sehr nassen Wettervorhersagen nicht einfach werden würde. Die fragenden Gesichter einiger Profis beruhigten mich nicht wirklich.

Am Donnerstag war dann das erste Training. Wir hatten 4 Stunden Zeit um uns mit der Strecke vertraut zu machen und nach passenden Linien zu suchen. Glücklicherweise hatten die Junioren und Frauen zuerst Training, sodass die Strecke schon etwas eingefahren war als ich bei strömendem Regen meinen ersten Trainingslauf absolvierte. Der obere Teil war kniffelig aber machbar und nach einigen Läufen hatte ich dort sogar Spaß. Dann ging es an den unteren Teil. Mir war klar, dass es hart werden würde aber mit den Schlammmassen auf die ich dort traf hatte ich nicht gerechnet. Viele Fahrer blieben stecken, weil sich ihr Rad nicht mehr drehte. Greg Minaar, einer der größten Downhiller unserer Zeit sagte dazu nur: „Das ist das härteste was wir je hatten“. Die Mischung aus frischem Waldboden und Regen wurde zu einer knietiefen Matschschicht, in der jeder stecken blieb, der auch nur den kleinsten Fahrfehler machte und den Schwung verlor. Am Freitag stand ein kurzes Training und anschließend die Qualifikation an.

Hier kommen die Top 80 von 110 genannten Fahrern weiter. Glücklicherweise hatte es am Morgen aufgehört zu regnen und im Training konnte ich sogar den unteren Wald einigermaßen sauber fahren. Mein Ziel für das Wochenende war durch die Qualifikation zu kommen, weshalb ich reichlich aufgeregt im Startgate stand. Die Uhr tickte herunter und ehe ich mich versah war ich mitten in meinem ersten WM Lauf. Wie ich mir vorgenommen hatte, versuchte ich im oberen Teil Kraft zu sparen und kam dadurch einigermaßen gut durch den unteren Wald. Am Ende überquerte ich die Ziellinie als 61. Damit war ich sicher im Hauptrennen und wusste einige Stellen, an denen ich noch Zeit herausholen könnte.

Samstags stand ein weiteres Training auf dem Programm. Zu diesem Zeitpunkt war mein Körper eigentlich schon am Ende. Die Wetterbedingungen und die lange, technische Strecke setzten mir sehr zu. Da die Strecke immer mehr abtrocknete (der Regen hatte seit Freitag früh aufgehört) und eine weitere Regenfront für Sonntag gemeldet war, entschied ich mich nur 2 Trainingsläufe zu machen und den Rest vom Tag auszuruhen. Außerdem wurde spekuliert, dass das Rennen aufgrund von 20cm Neuschnee abgesagt werden müsste. Der Sonntag begann glücklicherweise ohne Schnee, dafür aber mit jeder Menge Regen. Die Schneefallgrenze war bis auf 100m oberhalb des Startes abgesunken und die Bedingungen waren nicht gerade gemütlich. Der am Samstag noch halbwegs fahrbare untere Teil wurde zum kompletten Chaos. Nachdem die Junioren und Frauen ihren Rennlauf absolviert hatten (einige blieben stecken und mussten ihr Fahrrad den Berg runter schieben) war es Zeit für die Männer. Am Start wurden wir mit Schneeregen und Wind begrüßt und es war klar, dass die Devise fürs Rennen lauten würde: Runterkommen ohne Sturz und größeren Patzer, dann wird es gut.

Die Uhr tickte herunter und ich fuhr los. Glücklicherweise hatte ich mir im Training sichere Linien gesucht, weshalb ich durch die oberen Teile sturzfrei durchkam. Leider hatte ich meine Brille vor dem Start nicht warmgehalten, weshalb diese immer wieder beschlug. Dadurch machte ich einige Fehler und konnte nicht so fahren wie ich es gerne gewollt hätte. Den Eingang in den unteren Wald erwischte ich gut und kam bis zur Hälfte sauber durch. Leider beschlug meine Brille immer weiter und ich stürzte. Nachdem ich wieder aufgestanden war und mich der Brille entledigt hatte, kämpfte ich mich durch den unteren Wald bis zur Ziellinie. Ich beendete das Rennen auf Platz 55. In der Gesamtwertung belegte das deutsche Team bei den Männern Platz 5 und bei den Frauen Platz 1. Ich weiß, dass es besser hätte laufen können aber bin dennoch mit meiner ersten WM sehr zufrieden. Ich weiß, dass ich noch einiges zu lernen haben und woran ich in Zukunft arbeiten muss. Hoffentlich war das nicht die letzte WM für mich und ich freue mich schon auf die nächsten Jahre. Nach dem Abbau unseres Teampits fuhr ich mit einem Lächeln nach Hause.“